Agnès Varda (* 30. Mai 1928 in Brüssel, Belgien) ist eine Filmemacherin, Fotografin und Installationskünstlerin. Sie gilt als eine der Schlüsselfiguren des modernen Films und eine der führenden Filmemacherinnen. Von einigen Kritikern wird sie als Grand-mère de la Nouvelle Vague (Großmutter der Nouvelle Vague) bezeichnet.
Agnès Varda wurde am 1928 als Tochter eines Griechen und einer Französin in Brüssel-Ixelles geboren, wuchs aber, nachdem die Familie im Jahre 1940 vor dem Krieg aus Belgien geflüchtet war, zusammen mit ihren vier Geschwistern an der französischen Mittelmeerküste in Sète auf. In Sète absolvierte Varda das Collège und ging danach nach Paris, wo sie das Lycée Victor-Duruy besuchte. Mit dem Ziel, Kunstrestauratorin zu werden, studierte sie an der Sorbonne und an der École du Louvre Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie. Anschließend machte sie eine Fotografenlehre. 1949 traf sie den Theaterschauspieler und -regisseur Jean Vilar, der 1951 das Pariser Théâtre National Populaire (TNP) übernahm und Varda zur offiziellen Fotografin der Institution machte. Darüber hinaus war Varda für verschiedene Zeitschriften als Fotoreporterin tätig und bereiste China, Afrika, die USA und die UdSSR.
Mitte der 1950er Jahre bildeten Varda, Chris Marker und Alain Resnais in Paris einen losen Zusammenschluss von Filminteressierten, der nachträglich als ‚Groupe Rive Gauche’ bezeichnet wurde, um ihn von der Gruppe der Filmkritiker der Zeitschrift Cahiers du cinéma abzuheben, die schließlich den Kern der Nouvelle Vague bildeten.[1] Die mit dem Medium Film wenig vertraute Varda entwickelte ein Interesse daran, ihre Ideen zur Fotografie auch in bewegte Bilder umzusetzen. 1954 gründete sie eine eigene Filmproduktionsgesellschaft, Tamaris Films[2], und mit geringem Budget drehte sie in und um Sète den Spielfilm La Pointe-Courte, dessen Form durch einen Roman von William Faulkner angeregt wurde. Bei der Arbeit an dem Film wurde sie von Resnais unterstützt, der die Montage ausführte und sich um den Vertrieb kümmerte. Die einzigen beiden professionellen Schauspieler des Films, Silvia Montfort und Philippe Noiret, kamen vom TNP.
Aus Vardas Beziehung mit dem Schauspieler und Regisseur Antoine Bourseiller ging 1958 eine Tochter hervor, bei deren Geburt die Eltern sich bereits getrennt hatten. Noch im selben Jahr lernte Varda den jungen Regisseur Jacques Demy kennen, den sie 1962 heiratete und der ihre Tochter Rosalie adoptierte. Mit Demy blieb Varda bis zu seinem Tod im Oktober 1990 zusammen. Im Oktober 1972 kam ihr gemeinsamer Sohn Mathieu Demy auf die Welt, der später selbst Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor wurde.
1967 war sie neben Claude Lelouch, Jean-Luc Godard und Chris Marker an der Dokumentation Fern von Vietnam beteiligt. Dies war einer der ersten Filme, die sich kritisch mit dem Vietnamkrieg beschäftigt haben. 1969 entstand Lions Love, in dem unter anderem Andy Warhol und Jim Morrison zu sehen sind.
1987 drehte sie ein ungewöhnliches Filmporträt über Jane Birkin Jane B. par Agnes V. 1991 verfilmte sie als Hommage an Jacques Demy dessen Drehbuch Jacquot de Nantes.
1961 erschien der Film Mittwoch zwischen 5 und 7, der 1963 einen französischen Kritikerpreis gewann. 1965 entstand das Werk Glück aus dem Blickwinkel des Mannes, ein Film mit einer stark feministischen Sichtweise. Auf der Berlinale 1965 erhielt Varda dafür den Spezialpreis der Jury.
Neben experimentellen Spielfilmen legte sie ihr Augenmerk in den 1970er Jahren auf Dokumentationen wie Black Panthers (1968 entstanden bei einer Reise in Amerika), Daguerrotypen (1975), Réponses des femmes (1975) und Ulysse (1981). Für die letzten beiden Filme bekam sie jeweils einen César in der Kategorie Bester Dokumentar-Kurzfilm. Die Sammler und die Sammlerin wurde 2001 von der Los Angeles Film Critics Association als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Personendaten | |
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NAME | Varda, Agnès |
KURZBESCHREIBUNG | französische Filmregisseurin |
GEBURTSDATUM | 30. Mai 1928 |
GEBURTSORT | Brüssel |